Jeder Mensch kennt individuelle Situationen und Lebensumstände, in denen er sich gestresst fühlt. Ob finanzielle Probleme, Stress auf der Arbeit, Zeitdruck, Konflikte mit den Liebsten, eine Prüfung oder Lärm – bestimmte Situationen lösen bei vielen das Gefühl von Druck und Anspannung aus. Stress wird jedoch selten durch einen einzelnen Reiz ausgelöst. Meist kommen mehrere Auslöser zusammen, die in Kombination Stress verursachen.
Eine Reihe von Studien belegen, dass Stress ein häufiger Auslöser von Migräne ist. 1 2 Interessant ist allerdings, dass die Migräneattacken häufig nicht in den Stressphasen auftreten, sondern sobald die stressreiche Periode zu Ende ist. Ein typisches Beispiel dafür ist die Migräne am Wochenende. 3 Es ist also nicht unbedingt das Stressniveau, das entscheidet, ob sich eine Migräne anbahnt, es ist eher die Veränderung des Stresslevels. Besteht die Arbeitswoche aus Zeitdruck, wenig Schlaf und viel Kaffeegenuss, lässt die Hektik am Wochenende oft nach, man stellt seinen Tagesrhythmus um, schläft länger und trinkt weniger Kaffee. Die Folge dieser ganzen Umstellungen ist häufig Migräne.
Umso wichtiger ist es, einen Rhythmus in den Tagesablauf zu bringen. Sorgen Sie für genug Ruhe und Entspannung in Ihrem Alltag und schlafen Sie ausreichend. Weil Stress oft „selbstgemacht“ ist, kann man lernen, Stressfaktoren rechtzeitig zu identifizieren und ihnen aktiv entgegenzusteuern. Mit Ihrer ganz persönlichen Entspannungsstrategie können Sie Kontrolle über die eigene Stresswahrnehmung gewinnen.
Ein Gefühl von Lebensfreude stellt sich vor allem dann ein, wenn man seine persönlichen Energiequellen bewusst nutzt und aktiviert. Deshalb gilt: Lassen Sie die Schmerzphase hinter sich, atmen Sie durch und leben Sie los.
Um Stress entgegenzusteuern, eignen sich vor allem Entspannungsübungen. Sie gehören zu den wichtigsten nichtmedikamentösen Vorsorgemaßnahmen bei Migräne. Auch für die traditionelle chinesische Medizin einschließlich Akupunktur und Massage oder Yoga, Biofeedback und Meditation wurden positive Effekte auf die Migräne beobachtet. 4
Besonders beliebt ist die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: 5 ein Entspannungsverfahren, bei dem man durch bewusstes An- und Entspannen von Muskelgruppen einen Entspannungszustand erreicht. Die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson ist leicht und schnell zu erlernen.
Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Atembewegung kann zu mehr Gelassenheit führen. Übungen zur sanften Atemkontrolle können helfen, Verspannungen zu lösen. 6
Qi Gong ist ein wesentlicher Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Qi könnte mit „Lebensenergie“ oder „Vitalität“ übersetzt werden, Gong bedeutet „beharrliches Üben“. Zur Praxis gehören Atemübungen, Körper- und Bewegungsformen und Konzentrations- sowie Meditationsübungen.
Tai Chi ist eine uralte chinesische Bewegungsmeditation und eine Entspannungsmethode für Körper und Geist. Es gibt verschiedene Formen bzw. Stile des Tai Chi. Alle sind gekennzeichnet durch langsame, fließende Bewegungen. Die Übungen zielen darauf ab, eigene Energiepotentiale anzuregen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Das Autogene Training ist eine Methode der Tiefenentspannung, bei der man lernt, sich selbst besser wahrzunehmen und die eigene Verfassung aus eigener Kraft zu beeinflussen. Regelmäßiges Üben kann in Alltag und Beruf Stress vorbeugen.
Es gibt verschiedene Formen des Yoga. Meist ist damit Hatha Yoga gemeint. Hatha Yoga ist eine Form des Yoga, bei der das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vor allem durch körperliche Übungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Meditation angestrebt wird. Im Hatha Yoga unterscheidet man verschiedene Stile. Die Bandbreite reicht vom fast athletischen Power-Yoga bis zum eher ruhigen Yin Yoga.
Faszien durchziehen unseren ganzen Körper und bestehen aus Bindegewebe. Sie geben weichen Strukturen wie Muskeln und Organen ihre Form, schützen sie und sorgen für Stabilität und Flexibilität. Mit subtilen Bewegungsimpulsen werden die Faszien erspürt und die Selbstwahrnehmung des Körpers verbessert. Gezielte Übungen lockern und stärken das Bindegewebe.
Entspannungstechniken sorgen für mehr Gelassenheit bei Stress und stärken langfristig die Nerven
Kaufmann D, Brennan KC. Front Cell Neurosci 2018; 12: 294.
Rosenberg L et al. Curr Pain Headache Rep 2018; 22(10): 65.
Diener HC. Migräne. 3. überarb. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2002.
Millstine D et al. BMJ 2017; 357: j1805.
Meyer B et al. Schmerz 2018; 32(4): 250–258.
Bund deutscher Heilpraktiker. Atemtherapie, www.bdh-online.de/lexikon/atemtherapie/, Datum des letzten Abrufs: 24.06.2021.