Eine Migräne kann Ihre Leistungsfähigkeit einschränken, muss heute aber nicht mehr zwangsläufig zu einem längeren Arbeitsausfall führen. Die individuelle Migränebehandlung und begleitende Maßnahmen können einen akuten Anfall lindern und Attacken sogar vorbeugen. Fakt ist jedoch: Schlägt die Migräne erst einmal zu, ist es nahezu unmöglich, weiterzuarbeiten. Viele Betroffene tun dies dennoch, denn sie haben Schuldgefühle und befürchten Konsequenzen bis hin zur Kündigung.
Sprechen Sie selbstbewusst und offen mit Ihren Vorgesetzten. Für Ihre Migräne müssen Sie sich nicht rechtfertigen, aber es hilft meist, wenn Sie erklären, dass Sie die Migräne dank Ihrer Behandlung bestmöglich im Griff haben, dass Sie sich bei einer akuten Attacke jedoch zurückziehen oder zu Hause bleiben müssen. Sprechen Sie ruhig an, dass das nichts mit fehlendem Verantwortungsgefühl oder Interesse für Ihren Job zu tun hat. Dafür haben Vorgesetzte meist ein offenes Ohr. Geben Sie Ihrem Chef auch die Gelegenheit, Fragen und Anliegen zu formulieren. Ein offener Austausch führt meist zu mehr Verständnis auf beiden Seiten.
Manchmal kündigt sich eine Migräne an, aber nicht immer. Vorzeichen sind meist unspezifische Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit, aber auch Heißhunger, Verstopfung oder Reizbarkeit. 1 Diese sogenannten Prodromi treten in der Regel eine bis 24 Stunden vor den Kopfschmerzen auf. In dieser Frühphase der Migräne lässt sich der vollständige Ausbruch einer Attacke manchmal noch durch Medikamente abwenden. 2 Dies gelingt aber nicht immer und die Vorboten sind nicht unbedingt leicht zu erkennen. Bei einer akuten Attacke sollten Sie Ihren Vorgesetzten unverzüglich informieren. Sie können sich dann in einen Ruheraum zurückzuziehen, sofern einer vorhanden ist, oder sich krankmelden und nach Hause gehen.
Bei einer akuten Migräneattacke können Sie in der Regel drei Tage zu Hause bleiben, ohne dass Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) vom Arzt brauchen. Der Arbeitgeber kann eine AU jedoch schon zu einem früheren Zeitpunkt einfordern. Unabhängig davon gilt: Tritt die Attacke zu Hause auf und Sie können nicht zur Arbeit gehen, müssen Sie sich gleich am ersten Tag umgehend krankmelden.
Es gibt einige Migräneauslöser, die in direktem Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz stehen. Sie können deshalb nur schwer vermieden werden:
Einige dieser Faktoren lassen sich eventuell abstellen. Trennwände im Großraumbüro können helfen, die Geräuschkulisse zu verringern. Wer lange am Bildschirm arbeitet, sollte seinen Augen Pausen gönnen. Generell können kurze Pausen helfen, Stress abzubauen. Auch Entspannungsübungen oder Übungen für die Augen können helfen. In manchen Berufen erleichtern technische Hilfsmittel körperlich anstrengende Arbeiten. Einige Maßnahmen können Sie einfach selbst umsetzen, bei anderen sollten Sie mit Ihrem Vorgesetzten sprechen, was möglich ist.
Ob Sie mit Kollegen über Ihre Migräne sprechen wollen, können nur Sie alleine entscheiden. Verpflichtet sind Sie dazu nicht. Falls Sie sich dazu entscheiden, kann es passieren, dass Kollegen ablehnend oder irritiert reagieren. Die meisten Menschen wissen zwar, was Migräne ist, aber nicht viele haben eine konkrete Vorstellung von den Auswirkungen. Gespräche können für besseres Verständnis sorgen und Missverständnisse oder falsche Vorstellungen aus dem Weg räumen. Gemeinsam können Sie Lösungen finden, wie mit Migräneattacken während der Arbeitszeit umgegangen werden kann.
Leider reagieren nicht alle Menschen auf Ihre Migräne mit Verständnis. Nicht selten müssen sich Betroffene mit Vorurteilen oder Missgunst auseinandersetzen. „Der ist doch nur faul“, „Mal wieder eine Ausrede für ein langes Wochenende“ sind nur zwei der vielen Kommentare, denen sich Migränepatienten gegenübersehen. Ein Patentrezept, was Sie in einer solchen Situation tun können, gibt es nicht. Wichtig ist, die Kritik nicht zu sehr an sich heranzulassen. In schwierigen Situationen können Familie und Freunde, der Arbeitgeber oder ein professioneller Coach Sie unterstützen, eine Lösung zu finden. Manchmal bleibt Ihnen aber nichts anderes übrig, als sich mit der Situation zu arrangieren. Dann ist es besonders wichtig, daran zu denken, dass Sie sich für Ihre Erkrankung nicht rechtfertigen müssen.
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, 2005, Online publiziert unter: https://www.dmkg.de/files/dmkg.de/patienten/Download/migraeneinfo.pdf (zuletzt aufgerufen: 27.01.2022)
Deutsche Apotheker Zeitung, 2018, Online publiziert unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-28-2018/zielgerichtet-gegen-migraene (zuletzt aufgerufen: 27.01.2022)
International Headache Society, Online publiziert unter: https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-3-chronische-migraene (zuletzt aufgerufen: 27.01.2022)